Altarretabel. Holz, geschnitzt und farbig gefasst, mit Tafelgemälden. Das vierflügelige, sogenannte Thomas-Retabel stammt aus der Dominikanerkirche.1​ Nach der Auflösung des Dominikanerkonvents 1562 wurde es in die Georgenkirche überführt, dort war es in der westlichen Kapelle des nördlichen Seitenschiffs aufgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zunächst aus der beschädigten Kirche ausgelagert und gelangte schließlich in die Nikolaikirche,2​ dort befindet es sich in der von Westen gesehen vierten Seitenkapelle des nördlichen Seitenschiffs, gegenüber dem Jungfrauen-Retabel (287​). Zwei Maltafeln des Retabels, eventuell Standflügel, sind verschollen.3​ Nach einer Restaurierung 1898 wurde das Retabel im 20. Jahrhundert mehrfach restauriert, zuletzt im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends.4​ Hauptthema des Retabels ist das Leben des Dominikaners Thomas von Aquin. Daneben beschäftigt es sich mit den namensgleichen Heiligen Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury, und dem Apostel Thomas. Szenen aus dem Leben des Thomas von Aquin sind auf der geschlossenen und der geöffneten Ansicht abgebildet, die anderen beiden Heiligen finden ihren Platz auf der mittleren Wandlung.
Die Thomas von Aquin gewidmeten Gemälde auf der geschlossenen Ansicht weisen unter den Feldern gemalte, niederdeutsche Bildbeischriften auf und zeigen folgende Szenen: Der junge Thomas wird als Oblate den Benediktinern übergeben (A​, oben links); der wegen seines Übertritts zu den Dominikanern von seiner Familie festgesetzte Thomas vertreibt mit einem brennenden Holzscheit eine junge Frau, die von seiner Familie zu seiner Versuchung engagiert worden war, im Hintergrund legen ihm zwei Engel zum Zeichen seiner Keuschheit einen Gürtel um, seine Familie lässt ihn frei und er wird von zwei Dominikanern in Empfang genommen (B​, oben rechts); der betende Thomas schwebt mit Unterstützung zweier Engel im Gespräch mit dem Gekreuzigten (C​, unten links); ein Arzt fühlt im Beisein eines weiteren Dominikaners den Puls des kranken Thomas, durch das Fenster sieht man den Arzt bei einem Fischer, in dessen Netz sich Heringe befanden, auf die Thomas Appetit hatte und die in der Gegend normalerweise nicht vorkamen (D​, unten rechts). Die Inschriften sind zum Teil nicht vollständig erhalten, zum Teil im Zuge von Restaurierungen erneuert worden (siehe dazu den Kommentar).
Die Malflügel der mittleren Wandlung sind ohne Inschriften, die vier Felder auf der linken Seite zeigen Szenen aus dem Leben des Apostels Thomas, die vier Felder auf der rechten Seite sind Thomas Becket gewidmet.
Auf der vergoldeten geöffneten Ansicht sind im Mittelschrein geschnitzte Figuren der drei Heiligen zu sehen, links der Apostel Thomas, im Zentrum Thomas von Aquin, rechts Thomas Becket. Die Namensbeischriften E​, F​ und G​ in ihren Nimben sind aus Platzgründen unvollständig. Die geschnitzten Darstellungen in den Flügeln zeigen wiederum Szenen aus dem Leben des Thomas von Aquin. Auf dem linken Flügel oben: Thomas wird von seinen Brüdern gefangen genommen; unten: Thomas bei Albertus Magnus in Köln;5​ auf dem rechten Flügel oben: Thomas vor einem Papst;6​ unten: Thomas lehrt an der Universität Paris. Einige der geschnitzten Figuren weisen Gewandsauminschriften auf: auf dem linken Flügel oben H​, unten I​, auf dem rechten Flügel oben J​–M​ (letztere auf dem Gewandsaum des Thomas von Aquin), unten N​. Die Gewandsauminschriften beinhalten zum Teil (sprachlich entstellte) Gebetsanfänge (J​, M​ und N​).
Die geschnitzte Predella zeigt links die Trauer um den verstorbenen Thomas von Aquin, rechts seine Grablegung, der Sarkophag trägt die Namensaufschrift O​. Auch auf der Predella kommen Gewandsauminschriften vor: links P​ (Gewandsaum des Bischofs, der sich über den Verstorbenen beugt), rechts Q​ (Gewandsaum des Papstes links) und R​ (Gewandsaum des Bischofs in der Mitte).
Die Inschriften A​–D​ sind gemalt, E​–R​ erhaben geschnitzt.